Gemeinsam für ein Niemals wieder!
Dank der Einladung des Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) und der KZ-Gedenkstätte Mauthausen erhielten konnten am 9. Mai rund 60 Teilnehmer:innen und Mitarbeiter:innen einen persönlichen Zeitzeugenbericht erleben.
Das heurige Jahr lässt nicht nur an die Gründung unserer Organisation vor 80 Jahren am 1. Juni 1945 erinnern, sondern auch an das Ende des Zweiten Weltkrieges und die Beendigung des nationalsozialistischen Verbrecherregimes, in dem auch viele Österreicher:innen zu Täter:innen wurden. Umso wichtiger ist es, an das Leid von Millionen Menschen zu erinnern, damit sich ein solch verbrecherischer Wahnsinn nicht mehr wiederholt!
Auf Einladung des Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) und der KZ-Gedenkstätte Mauthausen erhielten daher am 9. Mai rund 60 Teilnehmer:innen und Mitarbeiter:innen aus Lehrbetrieben und Projekten der Bildungs:Raum GmbH sowie Projekten der beruflichen Inklusion der Sozial:Raum GmbH die Gelegenheit, in einem Zeitzeugengespräch die Erzählungen von drei sogenannten „Mauthausen-Babys“ persönlich zu erleben. Das Zeitzeugengespräch war dabei Teil der diesjährigen Aktivitäten unter dem Leitthema „Gemeinsam für ein Niemals wieder“. Das MKÖ lädt in diesem Rahmen alle Generationen ein, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen, Verantwortung zu übernehmen – und ein klares Zeichen gegen Rassismus, Antisemitismus und Extremismus zu setzen.
Hana Berger-Moran, Mark Olsky und Eva Clarke haben kürzlich ihren 80 Geburtstag gefeiert und kamen aus den USA bzw. Großbritannien anlässlich des Festes der Freude nach Wien. Alle drei wurden unter extremen Bedingungen in den letzten Kriegstagen des Zweiten Weltkriegs geboren – ihre Mütter, allesamt Jüdinnen, hatten die Schrecken des Konzentrationslagers Auschwitz überlebt, ihre Schwangerschaften mit Glück vor dem Lagerarzt Josef Mengele und den Wachmannschaften verborgen und wurden in den letzten Tagen des Krieges ins Konzentrationslager Mauthausen deportiert. Dort oder auf dem Transport dorthin kamen die Kinder Ende April bzw. Anfang Mai 1945 zur Welt – mit einem Geburtsgewicht von nur etwa 1.500 Gramm.
Es ist das Verdienst der britischen Journalistin Wendy Holden, dass sich alle drei im Jahr 2010 erstmals kennenlernten. Sie recherchierte zu Müttern in Konzentrationslagern und verfasste 2015 mit „Born Survivors“ (in deutscher Übersetzung „Schicksalskinder – Die KZ-Babys von Mauthausen“, ISBN: 9783828929869) ein Buch über die außergewöhnliche Geschichte der drei mittlerweile 80-Jährigen.
„Die Stimmen der Überlebenden sind unersetzlich. Sie erinnern uns daran, dass Geschichte kein fernes Kapitel ist, sondern eine Mahnung und ein Auftrag für die Gegenwart. Das Zeitzeugengespräch mit den Mauthausen-Babys ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie wichtig es ist, sich aktiv mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen“, betonte Willi Mernyi, Vorsitzender des MKÖ, in der Einleitung der Veranstaltung. „Gedenkarbeit ist keine Frage des Alters. Sie ist die Grundlage für unsere demokratische Kultur.“
Es sind nur schwer fassbare Erinnerungen ihrer Mütter, die Hana Berger-Moran, Mark Olsky und Eva Clarke mit allen Anwesenden teilten. Als Frau in einem Konzentrationslager schwanger zu werden, war eigentlich ein sicheres Todesurteil, aber mit viel Glück, Zufällen, dem Chaos der letzten Kriegstage und einer unglaublichen Willenskraft schafften es die Mütter der drei Zeitzeugen – keine der Frauen wog mehr als 35 Kilogramm – ihre Kinder zur Welt zu bringen. Alle entweder auf dem Transport oder direkt im Konzentrationslager Mauthausen, da dort noch eine funktionierende Gaskammer in Betrieb war, wo Ende April 1945 allerdings die Chemikalie Zyklon B zur Erzeugung des Giftgases ausging – eine weitere glückliche Fügung, die das Überleben der drei Mütter und ihrer Babys sicherte.
Es war bewegend, mit wie viel Dankbarkeit alle drei von der Kraft und Liebe ihrer Mütter berichteten und den Appell an die anwesenden Jugendlichen richteten, sich dafür einzusetzen, solche Verbrechen an der Menschlichkeit zu verhindern. Seitens Jugend am Werk möchten wir uns dafür bedanken, dass wir diese Möglichkeit der Begegnung mit drei besonderen Menschen erhalten haben.